Verbrenner mit Verfallsdatum: Diese Staaten wollen Diesel und Benziner abschaffen
Der vom Abgasskandal geplagte Autobauer Audi (Kurswerte anzeigen) verstärkt sein Engagement bei alternativen Kraftstoffen. In der Schweiz baut die Volkswagen-Tochter eine Fabrik, in der synthetischer Diesel hergestellt wird, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Die dafür benötigte Energie soll ausschließlich aus Wasserkraft stammen, so dass nahezu klimaneutraler Sprit entsteht.
Synthetische Kraftstoffe lassen sich in normalen Verbrennungsmotoren einsetzen und sind daher ein Weg, das Aus für diese Technologie zu verhindern. Sie gerät angesichts des Kampfes gegen den Klimawandel zunehmend unter Druck. Ohne günstige gesetzliche Rahmenbedingungen gilt synthetischer Treibstoff bisher allerdings als nicht wirtschaftlich. Zuletzt haben Investoren in Norwegen den Bau einer Wunderdiesel-Fabrik mit deutschem Know-how angekündigt.
Jenes Projekt hätte allerdings eine deutlich größere Dimension als Audis geplante Produktionsstätte. Während in Norwegen ab 2020 zehn Millionen Liter Sprit im Jahr hergestellt werden sollen, rechnet Audi zunächst mit 400.000 Litern im Jahr. Schon 2018 soll der erste künstliche Diesel fließen.
Die Fabrik soll in Laufenburg im Schweizer Kanton Aargau entstehen, mithilfe der Partner Ineratec und Energiedienst Holding. "Wir können durch eine neue Technologie die Produktion von E-Diesel effizient in kompakten Einheiten und damit wirtschaftlicher gestalten", sagte Audis Leiter Nachhaltige Produktentwicklung, Reiner Mangold.
Audi-Motoren: Diese Technologien sollen die Zukunft des Verbrenners sichern
Die Anlage sei zudem in der Lage, immer dann besonders viel erneuerbaren Strom aufzunehmen, wenn dieser gerade in großen Mengen produziert wird. Dies ist etwa bei günstigen Wetterbedingungen der Fall. Auf diese Weise könne die Fabrik dazu beitragen, dass die Energiewende trotz volatiler Stromproduktion gelinge.
Die Herstellung von synthetischem Diesel funktioniert laut der Audi-Mitteilung wie folgt: Der vor Ort im Wasserkraftwerk produzierte Ökostrom erzeugt aus Wasser mittels Elektrolyse Wasserstoff und Sauerstoff. Im nächsten Schritt reagiert der Wasserstoff mit Kohlendioxid. Dabei komme kommt eine neuartige und sehr kompakte Mikroverfahrenstechnik zum Einsatz. Das Kohlendioxid kann aus der Luft oder Abgasen gewonnen werden.
Es entstehen langkettige Kohlenwasserstoffverbindungen. Diese werden im letzten Verfahrensschritt getrennt, in den Kraftstoff sowie in Wachse, die in anderen Industriezweigen Verwendung finden.
Schon vorher hatte sich Audi auf dem Gebiet synthetischer Kraftstoffe profiliert. In Werlte (Niedersachsen) hat der Autohersteller eine Anlage zur Produktion von künstlichem Gas gebaut. Auch jene Fabrik nutzt für den Herstellungsprozess Ökostrom. Der Brennstoff wird ins Gasnetz eingespeist und (rechnerisch) von Fahrern von Erdgas-Audis verbraucht. In Dresden steht bereits eine Pilotanlage für synthetischen Diesel, bei der Audi mit der Technologie-Sunfire kooperiert.
Deutschland: Die Grünen wollen ab 2030 nur noch emissionsfreie Autos neu auf die Straße lassen - das würde düstere Zeiten für den klassischen Verbrennungsmotor bedeuten. Eine solche Forderung hatte auch der Bundesrat einmal aufgestellt. In den Verhandlungen über eine Jamaika-Koalition haben sich Union und FDP gegen ein Verbot positioniert. Elektroauto-Anteil 2016: 0,8 Prozent (rein batterieelektrische Autos plus Plugin-Hybride) Wichtigste Stromquellen: Kohle, erneuerbare Energien Quellen: ev-sales.blogspot.de, eigene Recherche
Norwegen: Keine Neuzulassungen für Autos mit Verbrennungsmotor ab 2025 - das ist das staatliche Ziel in Norwegen. Es gibt aber höchstwahrscheinlich kein hartes Verbot. Vielmehr sollen die finanziellen Rahmenbedingungen das Ziel ermöglichen. Dank üppiger Steuererleichterungen hat Norwegen die weltweit höchste Elektroauto-Quote. Elektroauto-Anteil 2017: 29,5 Prozent Wichtigste Stromquelle: Wasserkraft
Niederlande: Die Behörden in den Niederlanden sollen ab 2030 nur noch emissionsfreie Autos zulassen - so hat es die neue Mitte-Rechts-Koalition in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten. Wie in Norwegen ist allerdings von einem "Ziel" die Rede, keinesfalls von einem Verbot. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich die zweite Parlamentskammer für ein Verkaufsverbot von Autos mit Verbrennungsmotor ab 2025 ausgesprochen. Dieses Vorhaben ist nun offenbar obsolet. Elektroauto-Anteil 2016: 6 Prozent Wichtigste Stromquellen: Gas, Kohle
Großbritannien: Ab 2040 sollen nach Plänen der konservativen Regierung landesweit keine neuen Autos mit Verbrennungsmotor zugelassen werden. Elektroauto-Anteil 2016: 1,5 Prozent Wichtigste Stromquellen: Gas, erneuerbare Energien (besonders Windkraft)
In London gelten indes schon jetzt besonders harte Regeln für Autos mit Verbrennungsmotor. Für sie müssen die Fahrer City-Maut bezahlen, wenn sie in die Innenstadt steuern. Schon bis 2030, so hat Bürgermeister Sadiq Khan proklamiert, sollen Autos mit Diesel- oder Benzinmotor in weite Teile der Stadt gar nicht mehr hineinfahren dürfen. Zahlreiche andere Metropolen kündigten die Maßnahme ebenfalls an...
... darunter Paris. Die französische Hauptstadt ist schon jetzt aktiv dabei, das Aufkommen von Dieselfahrzeugen in der Stadt zu begrenzen. Auch landesweit tut sich etwas in...
...Frankreich: Die nach eigenen Angaben "großartige Nation" hat schon lange die Weichen für die E-Mobilität gestellt. Früh gab es im Nachbarland eine üppige Förderung für die Stromer. Ab 2040 - so will es der neue Präsident Emmanuel Macron - soll Schluss sein mit neuen Diesel- und Benzinautos. Elektroauto-Anteil 2016: 1,7 Prozent Wichtigste Stromquelle: Atomkraft
China: Die Volksrepublik hat zwar noch keine Jahreszahl für den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor festgelegt, doch Peking such eigenen Angaben zufolge danach. Nun blickt die Autowelt gebannt auf ihren größten Markt. Elektroauto-Anteil 2016: 1,45 Prozent Wichtigste Stromquellen: Kohle, erneuerbare Energien (besonders Wasserkraft)
Indien: Laut Energieminister Piyush Goyal könnte Indien das erste Land werden, in dem nur noch Elektroautos fahren - und zwar schon 2030. Indien arbeite an einem Plan, nach dem Inder Elektroautos ohne Anzahlung bekommen sollen. Abgezahlt würden sie über den eingesparten Kraftstoff. Elektroauto-Anteil 2016: 0,2 Prozent Wichtigste Stromquelle: Kohle
Kalifornien: Der Westküstenstaat der wichtigste Elektroauto-Markt in den USA. Doch das Vorhaben, den Verkauf von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ab 2030 faktisch zu verbieten, ist vorläufig gescheitert. Elektroauto-Anteil 2015: 3,5 Prozent Wichtigste Stromquelle: Gas, erneuerbare Energien (besonders Wasserkraft und Solar)
Österreich: Vergleichsweise unverbindlich wirkt der Plan des österreichischen Umweltbundesamts, ab 2020 keine Diesel und Benziner mehr zuzulassen. Die Einlassung stößt auf heftige Kritik. In den Koalitionsverhandlungen werden die Parteien das Thema vermutlich behandeln. Elektroauto-Anteil 2016: 1,6 Prozent Wichtigste Stromquelle: Wasserkraft
Slowenien: In dem benachbarten Alpenland ist die Politik schon konkreter geworden. Ab dem Jahr 2030 sollen keine Autos mehr zugelassen werden, die ausschließlich über einen Verbrennungsmotor verfügen. Das Emissionsziel von 50 Gramm CO2 pro Kilometer lässt allerdings noch Raum für Plugin-Hybrid-Fahrzeuge. Elektroauto-Anteil 2016: 0,3 Prozent Wichtigste Stromquellen: Atomkraft, Wasserkraft
Deutschland: Die Grünen wollen ab 2030 nur noch emissionsfreie Autos neu auf die Straße lassen - das würde düstere Zeiten für den klassischen Verbrennungsmotor bedeuten. Eine solche Forderung hatte auch der Bundesrat einmal aufgestellt. In den Verhandlungen über eine Jamaika-Koalition haben sich Union und FDP gegen ein Verbot positioniert. Elektroauto-Anteil 2016: 0,8 Prozent (rein batterieelektrische Autos plus Plugin-Hybride) Wichtigste Stromquellen: Kohle, erneuerbare Energien Quellen: ev-sales.blogspot.de, eigene Recherche
Großbritannien: Ab 2040 sollen nach Plänen der konservativen Regierung landesweit keine neuen Autos mit Verbrennungsmotor zugelassen werden. Elektroauto-Anteil 2016: 1,5 Prozent Wichtigste Stromquellen: Gas, erneuerbare Energien (besonders Windkraft)
...Frankreich: Die nach eigenen Angaben "großartige Nation" hat schon lange die Weichen für die E-Mobilität gestellt. Früh gab es im Nachbarland eine üppige Förderung für die Stromer. Ab 2040 - so will es der neue Präsident Emmanuel Macron - soll Schluss sein mit neuen Diesel- und Benzinautos. Elektroauto-Anteil 2016: 1,7 Prozent Wichtigste Stromquelle: Atomkraft
China: Die Volksrepublik hat zwar noch keine Jahreszahl für den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor festgelegt, doch Peking such eigenen Angaben zufolge danach. Nun blickt die Autowelt gebannt auf ihren größten Markt. Elektroauto-Anteil 2016: 1,45 Prozent Wichtigste Stromquellen: Kohle, erneuerbare Energien (besonders Wasserkraft)
Was nun, Audi? Abgasskandal und interne Querelen setzen Chef Rupert Stadler unter Druck. In diesen unsicheren Zeiten stellt der Hersteller auch technologisch die Weichen für die Zukunft - und in dieser soll der Verbrennungsmotor weiter eine große Rolle spielen.
Plugin-Hybride: Elektro-Diesel-Zwitter wie der Audi Q7 sind laut den Ingolstädter Entwicklern nur eine Übergangstechnologie - überraschenderweise aber nicht nur zu reinen Batterieautos. Vielmehr sollen sie auch eine Renaissance des Verbrennungsmotors einleiten.
Mild-Hybride mit 48-Volt-Bordnetz: Eine Lithium-Ionen-Batterie ergänzt die klassische Starter-Batterie und nimmt Energie auf, die ein so genannter Riemen-Starter-Generator beim Bremsen gewinnt. Auf kurzen Strecken wird emissionsfreies Fahren möglich, und auch in anderen Situationen schaltet sich der Motor häufiger mal ab.
Die Mild-Hybrid-Technik soll den Verbrauch spürbar senken und wird im neuen Audi A8 ab Ende 2017 ausgerollt. Sie erhält in Benzin- sowie Diesel-Autos Einzug.
Erdgasmotoren: Die von Experten vielgelobte, aber vom Kunden verschmähte Technik bekommen eine neue Chance. Zunächst erhalten A4 und A5 den vergleichsweise sauberen Antrieb als Alternative zu Benzin und Diesel.
Audi selbst stellt dazu Öko-Methan aus erneuerbarem Strom, Wasserstoff und Kohlendioxid im niedersächsischen Werlte her. Mit der neuen Offensive und zusätzlichen Tankstellen soll sich das ändern.
Künstlicher hergestellter, klimaneutraler Diesel: Der Treibstoff aus dem Labor soll dem Verbrennungsmotor langfristig eine Zukunft ermöglichen. Audi kooperiert dazu mit dem Unternehmen Joule aus den USA.
Joule entwickelt ein Verfahren, bei dem Sonnenlicht aus genetisch veränderten Mikroorganismen Kohlenwasserstoffe herstellt.
Auch die Dresdner Firma Sunfire arbeitet an Audis Traum klimaneutraler Brennstoffe für den Verbrennungsmotor. Der Treibstoff entsteht aus Ökostrom, Wasserstoff und Kohlendioxid.
Reine Elektroautos wie der E-tron Quattro (Foto) kommen in Audis Zukunftsstrategie durchaus auch vor. Doch viele Entwickler sehen auch langfristig kein Szenario, dass die Batteriefahrzeuge Wagen mit Verbrennungsmotor komplett ersetzen können.
Eine wage Wette auf die Zukunft bleibt Wasserstoff: Unter der Bezeichnung H-tron hat Audi einen A7 präsentiert. Doch die weiterhin geringe Dichte des Wasserstoff-Tankstellennetzes, Umwandlungsverluste bei der Treibstoffproduktion und hohe Kosten verhindern bisher einen Durchbruch der Technik.
Und so soll die Verbrenner-Technik als Audi-Kernkompetenz dem Unternehmen noch lange erhalten bleiben - idealerweise mit klimaneutralen Brennstoffen.
Die Mild-Hybrid-Technik soll den Verbrauch spürbar senken und wird im neuen Audi A8 ab Ende 2017 ausgerollt. Sie erhält in Benzin- sowie Diesel-Autos Einzug.