Energie-Schnorrer Habeck und seine Traumschlösser aus Wasserstoff: Echt jetzt? - FOCUS online

2022-08-26 22:01:27 By : Ms. Maggie Lee

Zurück aus Kanada: Robert Habeck an diesem Mittwoch im Kabinett in Berlin

Wirtschaftsminister Habeck schmiedet in Neufundland ein Wasserstoff-Bündnis der Zukunft. Doch der Wunderstoff hat auch seine Tücken. Vor allem heizt er im kommenden Winter nicht unsere Häuer und Wohnungen. Wie wär's zur Abwechslung mal mit mehr Gegenwart?

Flüssiggas aus Kanada - Transportkosten fressen Gewinne auf

Für Habeck ist Kanda-Reise ein toller Erfolg

Grüner Wasserstoff braucht Wind oder Sonne

Afrika, Australien, Kanada - nicht gerade um die Ecke

Energie: Von einer Abhängigkeit gleich in die nächste

Lingen, Neckarwestheim, Essenbach - wenigstens strecken

AKW-Ausstieg in Belgien, Spanien und Schweden verschoben

Der lange Schatten der Grünen

Morgen ist heute schon gestern. Die Phrase drückt aus, wie schnell sich unsere Welt doch dreht. Da kann es logischerweise nicht verkehrt sein, wenn man schon jetzt ans Über-über-morgen denkt. Insofern ist die Reise von Olaf Scholz (SPD) und Robert Habeck (Grüne) ins Eldorado des grünen Wasserstoffs, das Erdkundler Neufundland nennen, zukunftstechnisch sinnvoll.

Am kurzfristigen und ziemlich konkreten deutschen Energie-Problem mit seinen immer abenteuerlichen Preisen für Gas und Strom ändert der Kanzler-Trip mit seinem Vize erstmal nichts. „Oh, wie schön ist Kanada“ stimmt zwar immer noch, doch hilft das dem Land, das Scholz und Habeck regieren, gerade kein bisschen.

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Oder wie es der juvenile Gastgeber und kanadische Premierminister Justin Trudeau bei einer Pressekonferenz mit Scholz über den Dächern von Montreal sensibler formulierte: „Wir werden sehen, ob es sinnvoll ist, Flüssiggas zu exportieren und direkt nach Europa auszuführen.“ Versehen mit der Einschränkung: „Wenn es geschäftlich vertretbar ist.“ Subtext: Pas de chance. Vergesst es, Freunde!

Gas, das zwar lange als unschick galt, aber im Winter doch die Wohnungen heizte, ist Mangelware in Deutschland – seit Gazprom den Gashebel scheinbar beliebig auf- und zudreht und immer neue Wartungsarbeiten an der Hauptleitung Nord Stream 1 als Grund für kleinere Liefermengen ins Feld führt.

Kanada, das weitläufig als mega-demokratisch gilt, sitzt zwar auf einem wahren Gas-Schatz. Doch der wird vor allem im Westen des Landes mittels des nicht nur bei uns verpönten Frackings gehoben und als Flüssiggas (LNG) hauptsächlich nach Asien verschifft. Richtung Europa fehlen Pipelines und insbesondere im 5000 Kilometer entfernten Deutschland LNG-Terminals. Der Export nach Europa ist für kanadische Unternehmen also nicht rentabel. Transportkosten fressen Gewinne auf.

Energie schnorren in Kanada war also nicht so erfolgreich. Für Habeck ist die Reise über den Atlantik trotzdem ein Erfolg. Am Dienstag unterzeichnete der Bundeswirtschaftsminister in Stephenville ein Abkommen, das zum Export von Wasserstoff ab dem Jahr 2025 führen soll.

„Grüner Wasserstoff ist ein wichtiger Schlüssel für eine klimaneutrale Wirtschaft“, jubelte Habeck. „Wir müssen Klimaschutz entschlossen vorantreiben, um Wohlstand und Freiheit zu sichern.“ Das sei in diesen Tagen wichtiger und dringlicher denn je.

Die Produktionsbedingungen von grünem Wasserstoff, der mithilfe von erneuerbaren Energien erzeugt wird, sind in Neufundland tatsächlich günstig, gibt es in der recht dünn besiedelten Region doch viel Wind und ausreichend Fläche, um letzteren in Energie umzuwandeln.

Der vermeintliche Wunderstoff ist aber nicht nur wunderbar. Seine Produktion verschlingt sehr viel Energie, um Wasser in Wasser- und Sauerstoff zu spalten. Klimafreundlich ist diese Elektrolyse nur, wenn dafür nachhaltig produzierte Energie verwendet wird, also Strom aus Sonne oder Wind zum Beispiel.

Das Ziel ist es, Wasserstoff als Basis für Kraft- und Brennstoffe zu verwenden, um etwa in energieintensiven Industrien wie Chemie und Stahl oder in LKWs, Schiffen und Flugzeugen die fossilen Energieträger zu ersetzen. Weil aber die Produktion selbst so viel Energie verbraucht, ist Wasserstoff derzeit noch teurer als Kohle, Öl und Erdgas.

Aber okay. Lassen wir uns einmal annehmen, grüner Wasserstoff ist das nächste große DIng. Woher nehmen, wenn nicht stehlen? „Grüner Wasserstoff lässt sich dort am sinnvollsten produzieren, wo genügend erneuerbare Energie zur Verfügung steht, um die Wasser-Elektrolyse zu betreiben“, heißt es beim Bundesforschungsministerium. Also dort, wo die Sonne scheint (Afrika, Australien) und eben der Wind weht (Kanada).

Wollten wir uns nach dem Russland-Desaster nicht unabhängiger machen von Energie-Importen? Hat Habeck die Vorgänger-Regierung nicht heftig für ihre Kurzsichtigkeit kritisiert?

Klar, Kanada ist ein demokratisches Land, aber auch hier regieren – wie Trudeaus Worte im Beisein der deutschen Regierungsspitze erahnen lassen – ökonomische Zwänge. Und bei Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf. Mal abgesehen davon, dass grüner Wasserstoff zwar nicht in den Bereich Science Fiction fällt, aber doch Zukunftsmusik ist.

Die aktuelle Energie-Krise mit ihren Rekordpreisen ist zum Teil auch durch extreme Nervosität auf den Terminmärkten verursacht. Nehmen wir hier doch endlich Druck aus dem Kessel. Warum in die Ferne schweifen und irgendwelche Traumschlösser entwerfen, in die im Zweifel dann doch niemand einzieht?

Lingen, Neckarwestheim, Essenbach – hier stehen die letzten drei noch verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland. Bis Jahresende liefern sie verlässlich Energie. Dann – so hat es Angela Merkel (CDU) einst entschieden und so will es auch Robert Habeck – soll endgültig Schluss sein mit Kernkraft in Deutschland. Selbst ein Streckbetrieb bis Mitte 2023 scheint für den Doppelminister (Wirtschaft, Klima) keine Option mehr.

Obwohl eine Vielzahl der Länder in Europa und darüber hinaus an der Technologie festhält und auch aus Klimaschutzgründen kräftig in Forschung und Entwicklung neuer, hochmoderner Reaktoren investiert, ist unser Ausstieg unumkehrbar. Quasi Naturgesetz. Sogar in Belgien, Schweden und Spanien wurde der avisierte Ausstieg nach hinten terminiert.

Freilich, auch wenn alle einer Meinung sind, können alle Unrecht haben. Aber in der jetzigen Situation einzig und allein auf eine irgendwie geartete Zukunft zu setzen und hoffen, dass alles gut und grün wird, wird der Gegenwart nicht gerecht. Da hilft auch nicht, öffentliche Gebäude und private Pools möglichst kühl zu halten.

Lieber Herr Habeck, wer aus guten Gründen Kohle zum Comeback verhilft, muss auch bei Atomkraft über den eigenen Schatten und vor allem dem der eigenen Partei springen können. Und das mit dem Import von Flüssiggas, während Fracking in Deutschland weiterhin streng verboten ist, habe ich auch noch nicht ganz verstanden.

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Es geht nicht um Gewinn, sondern um "warm und hell im Winter". Alle real existierenden Schlösser waren übrigens vorher "Traumschlösser". Edisons Glühbirne zum Beispiel. Hätten die Petroleumlampen-Hersteller damals gerne verhindert. Genauso ist dieser Kommentar zu werten. Alle neuen Wege waren vorher nicht gegangene Wege. Typisch konservatives Klammern an die bekannten Goldesel, im Sinne von "es läuft zwar nicht mehr, aber wir müssen unbedingt so weiter machen". Könnt ihr euch sparen. Die Transportmittel und -kosten von heute sind nicht die von morgen. Atom hat sich selbst disqualifiziert. Der Russe ebenfalls. Lebt damit. Euer Dauerirrtum ist, dass ihr meint, die Zukunft läge hinter euch.

Bürgerin zu erklären, Verzicht und Entbehrungen hinzunehmen, um durch Sanktionen die demokratischen Strukturen der Ukraine zu retten, ist schon frech, wenn man sich pausenlos in andere Abhängigkeiten, vor allem Chinas, begibt.

Habecks Bemühungen um die sichere Energieversorgung Deutschlands sind nur Show. Es soll so aussehen, als hätten die Grünen alles versucht. In Wirklichkeit wollen die Grünen die Energiekrise. Sonst würden sie nicht so zäh an Sanktionen, Atomausstieg und Klimawahn festhalten. Denn nur in einer solchen Krise können sie ihren Traum vom klimaneutralen Ökosozialoismus verwirklichen. Der Sozialismus ist eine Staatsform, die vom Mangel lebt. Nur im Mangel kann der Staat als sozialistischer Umverteiler, Rationierer, Enteigner, Reglementierer und Überwacher Auftreten und die Bürger nach Art der Grünen bevormunden. Kanada und Wasserstoff wird die gleiche Luftnummer wie Katar. Alles verglichen mit russischem Gas aus der Pipeline ineffizient, teuer und unsicher.

was erwartet diese Bevölkerung eigentlich, wenn sie solche Fachleute wie Herrn Habeck und Frau Baerbock, Frau Jung und Herrn Scholz und Kollegen wählt? Denkt mal irgend einer nach, bevor er sein Kreuz auf dem Wahlschein macht? Ist noch irgend jemand in der Lage, klar zu denken, Zusammenhänge zu erkennen und die Beeinflussung der großen Partei "Die Medien" auszuschalten? Ich empfinde fast schon Schadenfreude, dass jetzt alles, alles genau so kommt, wie von einer gewissen Partei (über die und mit der man als guter Demokrat nicht spricht) vor der Wahl vorhergesagt wurde. So wie aus Bequemlichkeit und Gewohnheit bestellt, so wird und wurde geliefert. Tut mir leid, aber mein Mitleid mit Jedermann hält sich in Grenzen.

Heute, 26.08.2022 | 10:53 | Andreas Wolf  | 1 Antwort

Diese 14 % Partei, die als Steigbügelhalter für Herrn Scholz, als Belohnung gerade das Wirtschaftsressor bekommen haben, wird unseren Industriestandort komplett zerlegen. Aber die grünen Jünger können sich sicher, "im Netz gespeicherte Energie zurückholen"!!!!!!!!!!!!

reichen auch Strom und Gas. Blöd nur dass der 1 Billion Sozialstaat nicht mit Gender Studies und IT Dienstleistungen finanzierbar ist. Das wird aber erst viel zu spät in den Hirnen ankommen.

Robert Habeck, als leideschaftlicher Energiewendeplaner und nun Energieminister wollte zur Sonne aufsteigen. Schon nach wenigen Monaten im Ministeramt schmilzt das Wachs. Habeck fabuliert immer noch von einer möglichen Energiewende - hin zur Sonne. Fakt ist aber: Die PV-Anlagen liefern in Deutschland im Schnitt ca. 1000 - 1200 Stunden Strom. Die Windräder haben, wegen Wetter, Sturm und Flaute, sowie Störungen einen Wirkungsgrad von ca. 16 % zur installierten Leistung. Unsere Speicher alle zusammen (Wasser und Akku) reichen für gerade 30 min. - Woher kommen die restlichen TWh an Strom. Wir reden nicht über MWh oder GWh, nein es sind Terra, die fehlen. Offensichtlich haben die Energiewendefans vergessen, dass nicht die Ideologie entscheidet, sondern die erzeugten Terra-Watt-Stunden.

Wurde nicht vor Jahren der Ruf laut Kanada zu boykottieren für die brutalen Tötung der Robben und jetzt auf einmal sind wir beste Freunde, Politik eben! Aber ausgerechnet sich abhängig machen von den Robbenkloppern kann ja auch nicht die Lösung sein.

Die Reise nach Kanada fand statt, um neue Gaslieferverträge mitzubringen. Nun stellt sich das als schwierig dar und es müssten erst Gaspipelines verlegt werden durchs Land, bevor eine Lieferung erfolgen könnte, was viel zu spät und teuer wäre. Dann also ein Wasserstoffvertrag ab 2025. Was war noch mal das Ziel der Reise Herr Habeck? Von wegen Bashing gegen ihn! Was wird denn aktuell unternommen? Nicht einmal den Beschluss, die AKW weiter laufen zu lassen, um verlässlich lieferbaren Strom zu haben. So sieht’s aus!

Die Windkraft hat laut Bundesnetzagentur in 2021 verteilt auf 8760 Stunden durchschnittlich knapp 13 Gigawatt zur Energieversorgung Deutschlands beigetragen. Laut Fraunhofer Solarenergie im Durchschnitt gut 5 Gigawatt. Dumm nur daß der Durschnittsverbrauch bei knapp 65 Gigawatt liegt, Tendenz stark steigend, nicht zuletzt wegen Wärmepumpen und Elektroautos. Das sind einfach Fakten und keine Hirngespinnste. Daß bei Dunkelflaute auch eine zehnfache Anzahl von Windmühlen und die zehnfache Quadratmeterzahl von Solarzellen nichts nutzt, kann jeder jetzt erkennen - sofern er möchte. Deutschland hat aktuell 59,8GW Windmühlen- und 47,2GW Solarleistung installiert. Im Moment, Freitag, 26.08.2022 um 8:56 Uhr kommen 4,59GW von Wind und 0,623GW von Solar bei einem aktuellen Bedarf von 54,6GW.

Gestern, 25.08.2022 | 22:49 | Michael Haller  | 1 Antwort

Wie wäre es mit einfachen Lösungen? ZB könnte man unsere AKWs länger laufen lassen, die letzten 3 abgeschalteten AKWs wieder ans Netz bringen, man könnte auch die deutschen Gaslagerstätten anzapfen. Aber die Ideologie ist wichtiger als unsere Energieversorgung. Und dann muss man lesen: Habeck ist einer der beliebtesten Politiker und Wirte von 23% als Kanzler gewünscht. Die, die im Winter nicht wissen, wie sie ihre Heizung bezahlen sollen, werden das mit Sicherheit anders sehen als geschönte Umfragen uns vorgaukeln wollen.

Das Problem, das mit dem vermehrten Einsatz von Wasserstoff gelöst werden soll, ist nicht der aktuelle Gasmangel, sondern die Nutzung von Wasserstoff gehört zum strategischen Ziel der nachhaltigen Energieerzeugung. Und zur Erreichung dieses Ziels sind alle ihre einfachen Lösungen gar nicht geeignet.

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