Im Flugzeug: Sauerstoffmasken reichen nur für 20 Minuten

2022-05-14 05:25:04 By : Mr. keliang guo

Von Laura Graichen | 24. September 2018, 07:44 Uhr

Vor dem Start eines jeden Fluges weisen Flugbegleiter die Passagiere darauf hin, dass bei einem Druckabfall Sauerstoffmasken über ihren Plätzen hinabfallen. Aber wie lange können Reisende auf diese Weise eigentlich mit Sauerstoff versorgt werden?

Sobald man den Flieger betreten hat und er langsam zur Startbahn rollt, wird entweder ein Sicherheitsvideo abgespielt, in dem der Sauerstoffmasken-Hinweis erfolgt, oder aber eine Flugbegleiterin demonstriert händisch, wie man sich bei einem Druckabfall verhalten sollte. Dabei wird allerdings nicht erklärt, dass die Sauerstoffzufuhr, die über die Masken erfolgt, nur für etwa zwölf bis 20 Minuten reicht.

Maximal 20 Minuten kommen einem vielleicht erst einmal sehr kurz vor, sollen aber ein völlig ausreichendes Zeitfenster dafür sein, den Flieger wieder auf die richtige Höhe zu bringen und somit das Druck- und das damit einhergehende Sauerstoffproblem in der Kabine zu beheben.

Doch nicht nur der Pilot muss so schnell wie möglich handeln, um seine Passagiere inklusive Kollegen im Cockpit und die Flugbegleiter-Crew zu retten. Wenn der Druck abfällt, müssen Passagiere innerhalb von 30 Sekunden ihre Sauerstoffmaske aufsetzen – sonst riskieren sie zu sterben.

Über Sauerstoffanlagen wird in Flugzeugen der für Notfälle notwendige Sauerstoff bereitgestellt. Dieser wird in den meisten Fällen mittels chemischer Sauerstoff-Generatoren direkt am Platz der Passagiere erzeugt, wie „Skybrary“ schreibt. Sie befinden sich zusammen mit den Atemmasken über den Plätzen in den sogenannten Passenger Service Units, wo man unter anderem auch die Leselampe einstellen oder die Extraluftzufuhr regeln kann.

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Das Luftfahrtbundesamt (LBA) verwies auf TRAVELBOOK-Nachfrage auf einen Artikel des britischen „Telegraph“, in dem die Chemikalien aufgezählt wurden, die diese Generatoren beinhalten können: Bariumperoxid, ein feines weißes Pulver, das auch in Feuerwerkskörpern enthalten ist, Natriumchlorat, ein Unkrautvernichter, sowie Kaliumchlorat, ein weißes Salz, dessen Verbindung mit Wasser zur Herstellung von Streichhölzern verwendet wird.

Wichtig ist, dass die Reisenden die Masken mit einem Ruck heranziehen. Dadurch wird der Generator überhaupt erst ausgelöst. Auf diese Weise kann zwischen den Chemikalien eine chemische Reaktion in Gang gesetzt werden. Dabei aktivieren sich die Chemikalien gegenseitig, „verbrennen“ und produzieren so Sauerstoff.

Beim Einatmen könne man laut eines Gesundheitsexperten der University of Texas kleine Mengen chemischen Dunstes einatmen, wie er gegenüber der „Huffington Post“ erklärte. „Das ist aber viel besser als die Alternative, die bedeutet, dass man wegen des fehlenden Sauerstoffs stirbt.“ Es sei außerdem aufgrund der chemischen Reaktionen üblich, einen Brandgeruch in der Kabine wahrzunehmen.

Wie gefährlich ein Druckabfall in der Kabine sein kann, zeigte vor Kurzem ein Vorfall an Bord einer Maschine der indischen Airline Jet Aways. Weil die die Piloten vergessen hatten, den Luftdruck-Schalter umzulegen nach dem Start umzulegen, erlitten zahlreiche Passagiere Verletzungen, bluteten aus Ohren und Nase. Lebensrettend für die Passagiere waren in diesem Fall vor allem die Sauerstoffmasken.

Dass über den richtigen Gebrauch der Masken trotz der ständigen Sicherheitssanweisungen bei vielen Fluggästen allerdings noch deutliches Unwissen besteht, zeigte ein weiterer Vorfall im April dieses Jahres: Nachdem auf einem Flug der amerikanischen Southwest Airlines ein Triebwerk auseinanderflog, fielen Sauerstoffmasken von der Kabinendecke. Auf Fotos und Videos, die anschließend in sozialen Netzwerken hochgeladen wurden, war jedoch deutlich zu sehen, dass die Sauerstoffmasken von den meisten Fluggästen nicht korrekt aufgesetzt worden waren.